Dianas private Seite

Für diejenigen, die es interessiert, gebe ich einen Einblick in meine Hobbies und Interessen:

meine Hunde - Das Rennradfahren - Wandern - Bücher und Literatur - Computerspiele - Häkeln - Glasperlendrehen

Rennradfahren

Seit Anfang der 2000er habe ich das Rennradfahren für mich entdeckt. Inzwischen liegen zehntausende Kilometer, einige der bedeutendsten Alpenpässe in Österreich, Schweiz und Italien, mehrere Fahrräder und unzählige erlebnisreiche Touren hinter mir. Über einige Fahrten habe ich auf meinem früheren Blog und auf hernolds-radsportseiten berichtet. Der Artikel über den Ötztaler Radmarathon war mit Abstand der meistgeklickteste (sagt sich das so?).

Hier ist er in leicht überarbeiteter, sanft gekürzter und rechtschreibkorrigierter Fassung:

Leiden kurz vor dem Besenwagen oder "Ich fahr mal spontan den Ötztaler Marathon" (Auflage 2008)

+++ "Das härteste Hobbyrennen der Welt" +++ "Am Timmelsjoch bringt mich nur noch Wille hoch" +++ "Den muss man in seinem Leben mal gefahren sein, du auch." +++ "Die haben mich in den Besenwagen verfrachtet, dabei war ich noch im Zeitlimit!" +++ "Ach, den schaffst du auch, der Maratona [dles Dolomites] ist im Vergleich viel härter, mehr Höhenmeter auf weniger Kilometern" +++ "Die ist auf dem Timmelsjoch ausgestiegen, hat sich wieder aufs Rad gesetzt und ist weitergefahren." +++ "Stausee? Am Jaufenpass war ein Stausee?" +++ "Ich war so k.o., ich hab mich am Timmelsjoch einfach auf die Mauer gelegt und ausgeruht" +++ "Ich würde es nie wieder machen" +++"Die schauen dir in die Augen und sehen, wer es nicht schafft. Den lassen sie auch nicht weiterfahren" +++ "Das war das erste Mal, dass ich mich irgendwo angemeldet habe, von dem ich gedacht habe, dass ich das nicht schaffe." +++


Prolog

Anfang 2008 haben mein Mann und ich uns für einen Startplatz beworben. Da diese verlost werden, rechnete ich nur halbherzig damit, aber wir bekamen beide einen, und in einem Anfall von Größenwahn habe ich meinen bezahlt. 

Nach einem großen moralischen Zusammenbruch beim Training am Julier-Pass (während des Urlaubs am Comer See), war für mich Ende Juni klar, dass dieser Marathon eine Nummer zu groß für mich ist. Das heißt, ist stellte das Training ein und bummelte auf dem Rad daher. Dann fing ich zum 1. August eine neue Stelle an und hätte aufgrund der Probezeit eigentlich keinen Urlaub bekommen.

Es kam, was vielleicht einige auch kennen: ich verpennte die Termine zur Abmeldung, fand niemanden, der mir den Startplatz abnahm. Und dann wurde ich nach drei Wochen wegen Einstellung des Projekts wieder gekündigt und hatte plötzlich Zeit, einen Startplatz und eine Wettervorhersage, die traumhaften Sonnenschein versprach (bis zu möglichen Gewittern am Abend).

Nochmal in Zahlen: Seit Ende Mai hatte ich nicht mehr als 120 Kilometer am Stück im Sattel gesessen, ich hatte den gesamten Urlaub mit Sitzproblemen verbracht und konnte knapp 5.500 Kilometer und 29.000 Höhenmeter Gesamtfahrleistung verbuchen, davon im August gut 270 Kilometer.

Nun, ich war ja sowieso in Sölden, um meinen Mann zu begleiten. Die Stimmung und die gesamte Atmosphäre waren mitreißend, das Wetter wundervoll, mild und machte nach einigen trüben Tagen zu Hause richtig gute Laune.

Also fasste ich kurzerhand den Entschluss, "mal mitzustarten" und auszusteigen, wenn ich keine Lust mehr hatte, was schätzungsweise vor dem Timmelsjoch wäre – sofern ich dort nicht ohnehin aus dem freiwilligen Zeitlimit flog, denn die Veranstalter rieten dringend davon ab, später als 15.30 Uhr mit der Auffahrt zu beginnen.

Ich hatte mir also drei Pässe mit ca. 3.200 Höhenmeter auf 180 Kilometern vorgenommen, genug, wie ich fand.


"Ich habe einen Traum"

Am nächsten Morgen wurden wir von unserem Pensionswirt mit einem guten Frühstück und besten Wünschen in den Startblock verabschiedet. Um uns herum geschäftige Nervosität. Aus den Lautsprechern dröhnte abwechselnd "I have a dream" von ABBA gemischt mit anderen Hits und lustigem Geplauder über/mit irgendwelche/n prominente/n Radfahrer/n. Ich war komischerweise überhaupt nicht aufgeregt, ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, ich wär fehl am Platze und einfach nicht gemeint. Die Sonne ging fantastisch malerisch über den Berggipfeln auf.

Nach ca. einer halben Stunde ging es los. Nur drei Minuten nach der ersten Startgruppe mit den ganz schnellen Jungs rollte ich über die Zeitnahme und sauste mit tausenden Andern Richtung Ötz. Am Straßenrand standen Leute, grölten, klatschen und schwangen Kuhglocken.

Nach einem kurzen Tunnel plötzlich Geschrei, wilde Handzeichen, bunte Trikots, die vor meinen Augen tanzten. Vollbremsung, Ausweichmanöver nach links, weiteres Geschrei und Gewusel, und ich fuhr mit Dutzenden andern an der Unfallstelle vorbei, wobei die beiden Unglücksraben schon wieder standen. Ein anderer Unfall sollte nicht so glimpflich abgehen, zum Glück habe ich nichts davon mitbekommen.


Kühtei – 18,5 Kilometer, 1.200 Höhenmeter, max. Steigung 16%

Es hat Vorteile, wenn man auf so einer Veranstaltung gar nicht so recht weiß, was auf einen zukommt. So wusste ich nicht, dass der erste Pass, Kühtei, am Anfang bockig steil ist. Ich schob das lahme Tempo auf meine eigene zu lange zurückliegende Bergauffahr-Erfahrung und kam mit viel Gleichmut über die steile Passage, anstatt Panik zu bekommen, wie übel das Ganze doch anfing. Nachteilig war allerdings, dass ich nie wusste, wann die Leute um mich herum Quatsch erzählen, wie weit es noch wäre.

Ich genoss jedenfalls die schöne Landschaft, lustig blökende Kühe (freilaufend, aber zum Glück brav auf der Wiese stehend, vor Kühen auf der Straße war mehrfach gewarnt worden) und kam irgendwann (nach 1:52h) oben an. Ich fand, dass es gut liefe, der Helfer lachte mich aus, als ich nach dem Zeitlimit fragte: „Zeit genug, schau jetzt, dass du am Brenner nicht so viele Körner verlierst, und dann kommst du auch gut das Timmelsjoch hoch.“ - Vom Brenner zum Timmelsjoch? War dazwischen nicht noch ein Berg?

Übel aussehende Unfallspuren in Form von Schlauchfetzen und Krankenwagen sowie die mehrfachen Warnungen vor Kühen im Tunnel bremsten mich ziemlich, auch wenn ich mit 88,8 km/h meine bisherige Spitzengeschwindigkeit fuhr.


Brenner – 39 Kilometer, 777 Höhenmeter, max. Steigung 12%

Die Strecke zum Brenner und durch Innsbruck war recht ereignislos, die Straßen in Fahrtrichtung gesperrt, es war schön warm und sonnig und machte Spaß. Den Brenner rauf sammelten sich hinter mir einzelne Fahrer und eine Fahrerin und verwandelte sich in eine riesige Gruppe. Die Fahrerin war der weibliche Teil eines Pärchens, das die Strecke zuvor in zwei Tagen abgefahren waren und sich 11-12 Stunden für den Marathon vorgenommen hatten. Ich war verwirrt, denn die waren nicht wesentlich schneller als ich, und ich hatte, wenn ich durchfahre, 13-14 Stunden als realistisch angepeilt (Was mir zu lange war, deshalb wollte ich ja aussteigen). - Erstaunlich war, dass über die Hälfte der Kilometer hinter mir lagen, als ich auf dem Brenner ankam, und ich gerade mal 6 Stunden unterwegs war. Ich fühlte mich noch immer gut und kam ins Grübeln, ob 12 Stunden doch machbar wären?

Die Abfahrt vom Brenner war geprägt von starkem Gegenwind und zwei doofen Italienern, die sich ständig bei mir hinten reinhängten und auf den flacheren Passagen nicht führen wollten, sich aber immerhin für die schnelle Abfahrt bedankten.


Jaufenpass – 15,5 Kilometer, 1.130 Höhenmeter, max. Steigung 12%

Und dann kam die Wand. Bumm. Feierabend. Der Jaufenpass ist angeblich gar nicht so steil, sondern gaaanz gleichmäßig. Und schön zu fahren … Kann sein. Mir war einfach nur heiß. Und schlecht. Und ich hatte derartig viel Durst, dass ich nach ca. Zweidrittel der Auffahrt "trocken" war, obwohl ich auf dem Brenner beide Flaschen aufgefüllt hatte. Zum Glück überließen mir zwei überholende Fahrer eine halbe Wasserflasche, die mich dann weiterbrachte. Trotzdem musste ich doch irgendwann anhalten und ein Gel nuckeln, und das sollte nicht das letzte Mal sein. Peinlich auch, dass ein Sanitäter aus einem der Krankenwagen, die in regelmäßigen Abständen an mir vorbeizogen, fragte, ob alles ok wäre. Sah ich schon so übel aus?

Als ich auf 2.000 Höhenmeter an der Jaufenhütte und dem Stausee ankam, folgte dann das mentale Aus. Die Strecke wurde für den Verkehr freigegeben und ca. 40-60 Motorräder und ebenso viele Autos zogen an mir vorbei. Ich konnte den Rest der Strecke katastrophal malerisch vor mir sehen. Die Straße war ein Chaos aus Autos und Rädern. Eine Kuh stürzte sich mit stoischer Selbstverständlichkeit auf den Asphalt, um dann auf der anderen Straßenseite mit Ihrer Freundin zu saftigeren Grasbüscheln weiterzuziehen.

Für mich war klar: das war's! Keine Kraft mehr, keine Lust mehr und wenn dann auch noch der Verkehr startet, keine Chance mehr. Ich war ganze 20 Minuten vor dem "freiwilligen" Zeitlimit, das besagt, dass die Auffahrt zum Timmelsjoch ab St. Leonhard nach 15.30 Uhr nicht mehr empfohlen wird. Wo immer die Zeit geblieben war, und ob das „normal“ war oder nicht, war mir fürchterlich egal. Ich wollte noch runter vom Jaufenpass und dann Ende.

Da ich nicht wusste, wie lange ich dort warten würde, füllte ich die Trinkflaschen (immer eine gute Idee) und fuhr dann ab. Ich überholte die endlose Karawane Autos wieder und hatte auf dem letzten Stück sogar freie Fahrt. Trotzdem war die Abfahrt ziemlicher Stress.

In St. Leonhard sah ich dann niemanden irgendetwas kontrollieren. Komisch, lange kann das doch gar nicht mehr dauern, bis sie die Leute rauswinken. Außerdem zog sich der Himmel wie angekündigt verdächtig zu. Dann endlich ein Lieferwagen des Veranstalters. Ich fragte nach Zeitlimit und Wetter, aber die Herren waren erstaunlich sorglos und sahen auch nicht nach Besenwagen aus. Also weiter. Da ich keine Lust hatte, ewig herumzustehen und auf den Bus zu warten, wollte ich noch bis zur letzten Labestation fahren, dann konnte ich wenigstens etwas essen und mich bei Regen notfalls unterstellen. Leider hatte ich mich auf den Schild verlesen, was die Entfernung zur Labe anbelangte ...


Timmelsjoch – 28,7 Kilometer, 1.759 Höhenmeter, max. 14% Steigung

Also kullerte ich irgendwie in die Steigung rein. Nach wenigen Kilometern dann endlich das, was ich für die "Bushaltestelle" hielt: Links am Straßenrand warteten ca. 20 Radfahrer und ein Trupp Sanitäter. Munter stieg ich ab.

"Wartet ihr hier auf den Besenwagen? Ich will auch mit."

"Nööö."

"Wieso steht ihr denn hier rum?"

"Wir machen nur Pause."

"Was? Das schaffen wir doch zeitlich gar nicht mehr!"

"Willst du etwa aufhören? Du bist doch noch locker in der Zeit. Fahr mal weiter!"

"Das kann nicht sein, das schaffe ich nicht mehr!"

"Doch klar, du hast noch Zeit genug. Versuch es wenigstens!"

"Ich fahre 6 km/h!"

"Ach, das reicht!. Vor der Labe kommt noch ein Flachstück über 6 oder 7 Kilometer, da bist du schneller. Los versuch‘s!"

Na gut. Ein paar Kilometer gingen vielleicht noch. Dann würde ich eben winken, wenn der Besenwagen an mir vorbeifuhr.

Wäre ich zu Fuß gewesen, hätte ich sichtbar gehumpelt. So drehte sich die Kurbel stotternd. Mühseligen Meter um mühseligen Meter schleppte ich mich bergan. Mir war schlecht, ich hatte Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Magenschmerzen und spürte den Rest einfach gar nicht mehr. Es war inzwischen schwülheiß, in der Ferne brummelte es. Immerhin gab es genug zu trinken. Nicht nur die freundlichen Leute eines italienischen Radclubs, auch die Bergrettung versorgte mich zum Beispiel mit einer Dose alkoholfreiem Radler.

Dann endlich! Endlich! Ein Wagen der Rennleitung und ein VW-Bus überholten mich und hielten einige Meter weiter an, um sich mit Streckenposten auszutauschen. Beschwingt fuhr ich vor den Bus, stieg ab und rief freudestrahlend: "Ich möchte mit!".

Der Fahrer schaute mich verdutzt an und lachte dann herzlich: "Nee, wir sind voll, du musst schon auf den nächsten warten!"

Ich fühlte mich plötzlich so müde, sooo müde....

Genervt drehte ich mein Rad in Fahrtrichtung und erfolgreich bemüht, nicht umzufallen, stieg ich auf und fuhr weiter. Nach zwei Kehren stieg ich dann wieder ab und wollte endlich etwas gegen die Kopfschmerzen tun. Während ich die Tablette rauskramte und runterspülte, fiel mein Blick auf das Plakat:


"Ausgeträumt?"

Da kann doch wohl nicht wahr sein! Ist das hier die Standard-Ausstiegskurve? Die können mich doch mal, wann hier ausgeträumt ist, bestimme immer noch ich selbst!

Also weiter. Höhenmeter um Höhenmeter erfasste mich atemberaubende Berglandschaft. Die Hitze war vorüber, es wurde merklich kühler. Die Steigung wurde wie versprochen flacher, und da die Kontrolle nicht in Sicht war, fand ich mich langsam damit ab, diesen Marathon gegen meinen Willen zu Ende zu fahren.

An der Kontrolle erlebte ich einige Überraschungen. Wie an allen anderen Stationen waren die Helfenden hinreißend freundlich. Eine ältere Frau half mir, die Ärmel an meiner Weste zur Regenjacke zusammenzusetzen, denn es hieß, dass es in Sölden in Strömen regnete.

Ein Fahrer, dem ich unendlich viele Kilometer weiter unten begegnet war, grinste mich an: "Und? Du hast es ja geschafft, jetzt fährst du den Rest doch auch noch, oder?"

"Ja klar!" Hatte ich das gerade wirklich gesagt und dabei gestrahlt? Könnte ich das schaffen? Na ja, es waren nur noch lächerliche 800 Höhenmeter.

Das Pärchen vom Brenner war ebenfalls noch an der Kontrolle, längst jenseits aller Planungen. Wir sollten uns auf der Auffahrt noch einige Male wiedersehen.

Noch während ich zwei Müsliriegel verstaute, kamen die ersten Autos mit dicken Regentropfen vom Pass gefahren und ca. 10 Minuten, nachdem ich wieder losgefahren war, fing es dann endgültig an zu regnen.

Jetzt wollte ich fahren. jetzt wollte ich ankommen, und seitdem die innere Einstellung stimmte und die Tablette angefangen hatte zu wirken, lief es auch besser. Essen fiel mir immer noch schwer, aber ich hatte es den ganzen Tag ständig häppchenweise Powerriegel gegessen und jetzt eben Müsliriegel. Für Gels hielt ich an, einerseits, um einen Grund zu haben, zu verschnaufen und andererseits, weil ich großes Talent habe, das Gel auf dem Bremsgriff zu verteilen.

Ein neues Problem tat sich auf: Das Wetter. Wenn es richtig anfangen sollte, zu gewittern, war es vorbei, denn die Zeit, anzuhalten und abzuwarten, hatte ich nicht mehr. Die Entscheidung, ob ich ankommen würde, lag nun nicht mehr bei mir selbst.

Der Regen wurde mal stärker, mal schwächer, und zusätzlich zog dichter Nebel auf. Kurz vor dem letzten Tunnel vor der Passhöhe stand ein Krankenwagen mit Blaulicht in einer Kurve und war aus höchstens 20 Metern erst zu sehen. Ich kam mir vor, wie in Michael Endes unendlicher Geschichte, bis zum Rand der Welt konnte es nicht mehr weit sein. Immer häufiger zogen Rennleitung, Besenwagen und Motorräder an mir vorbei und beim letzten Mal wurde meine Startnummer notiert. Falls ich also eine Kurve übersah und den Abgrund hinunterpurzelte, würden sie immerhin wissen, dass ich fehlte.

Meine Geschwindigkeit hatte großartige 4,5-5 km/h erreicht, als ich die vermeintlich steilste Passage vor mir sah. Inzwischen hatte ich dutzende Fußgänger überholt und fragte mich zum tausendsten Male, wie knapp ich in der Zeit hing. Und dann lief es plötzlich etwas besser, ich hatte das steilste Stück nämlich gerade hinter mir, und vor mir lag der Tunnel, das Ende allen Leidens.

Ich hatte es geschafft?

Hinter dem Tunnel tat sich eine neue Welt auf. Der Nebel hing nur noch in einzelnen Fetzen über den Berggipfeln, und ich konnte die Passstation in der Ferne erkennen. Unglaublich! Ich sah zu, dass ich weiterkam, die Veranstalter bauten gerade den "Redbull-Luftbogen" ab, aber das Plakat hing noch da:


"Da hast du deinen Traum!"

Ja! Ihr wolltet mich nicht einsteigen lassen in eure Besenwagen! Das habt ihr nun davon! Ich hab es geschafft! Im Gegensatz zu vielen anderen!

Jetzt fing es richtig an zu gießen, und der nächste Alptraum tat sich auf. Ich konnte die Bremsen durchziehen, wie ich wollte, das Rad raste abwärts. Zum Glück war die Strecke übersichtlich und für den Autoverkehr noch gesperrt, aber das Gefühl, keine Kontrolle über das Rad zu haben, war extrem unangenehm. Dann kam die letzte Gegensteigung in Sicht, die paar Meter waren regelrecht lächerlich. Ich fuhr mit meiner Begleiterin vom Brenner und einem Mann über, der nur ein Bein hatte und damit diesen Marathon gefahren war. Wahnsinn! Aber so langsam schien es durchzusickern, dass wir es geschafft hatten, denn auf einmal hatte das verbissene Schweigen ein Ende und es wurde wieder gequatscht.

Dann kam endlich die Mautstation in Sicht. In strömenden Regen stand ich da und rief meinen Mann an, um ihm zu sagen, dass ich bald kommen würde. Ich habe keine Ahnung, ob ich vor Erleichterung weinte, aber ich fühlte mich verdächtig hysterisch. Mein Tacho war abgesoffen, es war nass, es war kalt, es war egal.


Ca. 10 Minuten später war ich im Ziel. Am Ziel. Ich hatte es wirklich und wahrhaftig zu Ende gebracht! Nach offiziell 13 Stunden, 22 Minuten und 38 Sekunden lagen 228 Kilometer und 5079 Höhenmetern (nach meinem Tacho) verteilt auf 4 Pässe hinter mir. Laut Pulsuhr hatte ich 9151 Kalorien verbraucht. Meine reine Fahrtzeit müsste bei ca. 12:20 Stunden liegen, was einem Schnitt von ca. 18,50 km/h entspricht.


Und noch ein paar Zahlenspiele:

Gestartet: 3724 gesamt, davon 150 Frauen

Finisher: 3449 gesamt, davon 134 Frauen

Ich selbst: Platz 132/ 3412

Meine Radsportberichte über Marathons wie den SURM, die Maratona dles Dolomites oder den Bimbacher Marathon aber auch einige RTF-Touren habe ich nicht nur auf meinem früheren Blog veröffentlicht, sondern wurden teilweise auf hernolds-radsportseiten übernommen.

Mir haben solche Berichte als Vorbereitung immer sehr geholfen. Für mich als relativ langsam fahrende Frau war es wichtig, mich über Zeitlimits zu informieren, um zu sehen, ob ich z. B. einen Marathon überhaupt zu Ende fahren könnte. Gerade Katja Hernold, damals eine der wenigen anderen Frauen auf dem Rennrad, hat mich inspiriert und mir speziell für den Ötztaler Radmarathon Mut zugesprochen.

Ohne sie hätte ich mich nicht getraut.

Katja fuhr in einer anderen Liga. Sie hat beim Ötztaler einige Jahre vor mir einen Top-Ten-Platz bei den Frauen erreicht. Sie starb bei einem Unfall mit einem Auto auf der Abfahrt beim Amadé-Radmarathon am 20.05.2012 im Alter von 42 Jahren.

Meine Hunde

Hunde. Seit 1996

Meine Co-Worker unter dem Schreibtisch in wechselnder Besetzung.


Benni - Dackel-Mix 1996 - 2009

Tom - Australien Shepherd (vermutlich) - 2009-2024

Whoopy - Mini Australien Shepherd - 2011 - 2018

Amy - Australien Shepherd - seit 2018


Einzelkatze aus Überzeugung.

Phoebe - klassische Hauskatze, Herkunft unbekannt, es soll ein roter Kater beteiligt gewesen sein - seit 2010


Auf Instagram teile ich hin und wieder ein #schnumpiofthteday

Co-Worker